Das ganze dreht sich irgendwann eben im Kreis.
Wenn jemand z.B. zu einer/einem Prostituierten geht, was will der?
Das Thema war ja hier: Was verstehen Bi-Männer unter bi?
Hier sind tolle Beiträge zusammen gekommen, Chapeau.
Dies ist ein Thread, den man gerne liest.
Denn hier sieht man ganz deutlich, wie kunterbunt das ist, bi zu sein.
Und das ist doch toll.
(Jetzt mal völlig egal, wie jeder das für sich definiert.)
Mir kann es passieren, dass ich mich in einen Menschen verliebe, weil er mich einfach anmacht, sein Charakter mich anspricht und ich denjenigen mag, und dann entwickelt sich das eben. Vollkommen ungeachtet des Geschlechts.
Ist mir schon passiert. Hoppla, da wars plötzlich mal keine Frau, sondern ein Mann.
Mit allem drum und dran. Schmetterlinge im Bauch und wildes geknutsche, wie die Teenager.
Andere wiederum stehen eben "nur" auf die primären Geschlechtsorgane des eigenen Geschlechts und wollen die ab und an spüren. Ist doch klasse, das ist eine Erweiterung des eigenen Horizontes und eine Bereicherung, niemals eine Last, immer eine Lust. Last ist es nur für andere.
Der größte Teil der Männer schleppt das zeitlebens mit sich rum und traut sich immer noch nicht, dazu zu stehen und es auszuleben.
Schlimm genug, und wir in unserer Schubladenwelt versuchen DAS irgendwie zu definieren und einzuordnen?
So kunterbunt, genauso könnten wir versuchen, zu beschreiben, wonach eine Banane schmeckt. Sie schmeckt eben....bananig.
Jemand, der Bananen nicht ausprobieren will und nicht kennt, der wird nie verstehen, was wir ihm sagen wollen.
Ich bin so gut wie bei jedem geoutet, und oft höre ich unter vier Augen den Satz: "Erklär das doch mal, wie ist das mit dem bi, ich kann mir das nicht vorstellen. Was bewegt dich zu sowas?"
Ich kann da immer nur mit den Schultern zucken, versuche es kurz, zu beschreiben, und sage dann irgendwann: "Ich könnte jetzt drei Tage lang versuchen, dir das zu erklären, und du würdest es nicht verstehen."
Selbst unter Schwulen und Lesben haben Bisexuelle oft den Ruf, sich lediglich nicht entscheiden zu können, sich die Vorteile beider Seiten sichern zu wollen, und sie gelten bei manchem als Verräter.....
Wenn das nur so einfach wäre.
Jede andere sexuelle Präferenz ist ziemlich eindeutig im Ergebnis und in dessen Auswirkungen.
Diese jedoch nicht, sie ist da, sie bleibt, und sie macht es sehr schwer, einen festen Partner zu finden. Nicht unmöglich, aber schwer.
Was verstehe ich unter bi?
Bi zu sein bedeutet zuerst einmal, sich selbst zu verstehen, aufgeklärt zu sein, und herauszufinden, was man genau will. Daran scheitern schon viele.
Dann: Gelassenheit, Ausgeglichenheit erlernen, es annehmen und ausleben.
Das Leben nehmen, wie es kommt. Mann? Prima. Frau? Auch prima!
Mit offenen Augen durch den Alltag gehen und jede Kleinigkeit genießen, die man sieht und versteht. Ein Augenzwinkern, ein Lächeln, einen hübschen Körper. Ja selbst ein freundliches "guten Morgen!" gibt uns manchmal ein ganz anderes unerklärbares Gefühl des Wohlbefindens, wenn es vom eigenen Geschlecht kommt.
Wir sind überall.
Heteros denken bei Begegnungen mit dem eigenen Geschlecht nie über sexuelle Attraktivität nach.
Homos denken bei Begegnungen mit dem anderen Geschlecht nie über sexuelle Attraktivität nach.
Wir aber finden bei jeder Begegnung etwas, das uns kurz beschäftigt, und sei es nur Ablehnung oder ein hübsches Paar Augen.
Es macht uns Spaß, uns vorzustellen, wie es wohl wäre, wenn uns da jemand mit entsprechenden Vorzügen gegenüber steht.
Sex? Geht mit beiden, ist genug diskutiert worden, seis drum.
Für mich persönlich ist es viel mehr als nur das.
"Zwischenmenschlich" läuft bei mir zwischen menschlich.
Mein Chef schaut mich morgens mit seinen verschlafenen blauen Augen an und ich sehe etwas, das ich mag.
So verstehe ich meine Bisexualität, und die ist so für mich genau richtig.
Schönes Wochenende
David