Ich dachte in jungen Jahren auch, ich könne mir nicht vorstellen, einen Mann zu küssen - mein Sicherheitskriterium, nicht doch schwul zu sein. Bis ich mich in einen jungen Mann verliebte. Einen Untergebenen. Völliges Tabu. Totales inneres Chaos.
Über die Jahre gab es zahlreiche Affären mit Frauen und Männern. Auch wenn ich mir - auch jetzt- eher eine Beziehung zu einer Frau vorstellen kann, gab es bisher zwei Männer in meinem Leben, die ich auch „geheiratet“ hätte (da gab es noch nicht einmal die „eingetragene Lebenspartnerschaft“). Der eine starb jung, für den anderen war das kulturelle Tabu Homosexualität seiner Herkunft zu groß. Er ist jetzt mit der kath. Kirche verheiratet.
Und dann kam sie. Der Mensch, mit dem ich alt werden wollte, komme was wolle. Eine größere Eindeutigkeit der Liebe habe ich seither nicht wieder erlebt. Da ist es eigentlich Wurst, ob Mann oder Frau. Der Liebe zu folgen ist dann zwingend.
Es bleibt ein innerer Reichtum, eine Liebe für Männer und Frauen zu haben. Darin liegt für mich das größte Geschenk der Bisexualität.
Ja, und natürlich habe ich auch Sex mit jemandem aus purer Lust ohne verliebt zu sein. Selbstverständlich haben alle Abstufungen sexueller Vorlieben ihre Berechtigung, wie z.B. einen Schwanz blasen wollen, den dazugehörigen Kerl aber nicht küssen können.
Aber mir persönlich ist rein genitaler Sex halt zu wenig. Intimität macht innerlich satt.
Und Intimität mit einem Mann ist etwas wunderschönes. Das pure Erleben, Mann zu sein.